Sunday 5 July 2009

Holzmedien und ihre Zukunft: Gutenberg in der Dämmerung

"In der Dämmerung des Gutenberg-Zeitalters" war der Titel eines Artikels am 30.5.2009 in der ZEIT.
Darin wandte sich der Autor Peter von Becker gegen eine u. a. von Sascha Lobo formulierte Analogie
von Tageszeitungen und Schallplatten (analoge und "Holz"-Medien):
Diese Analogie indes trifft daneben. Beim Wechsel von Schellacks zu CDs und Chips, die allemal Tonträger sind, ging es nur um die technologische Verfeinerung des im Prinzip identischen Mediums. Wenn aus gedruckten Zeitungen und Büchern dagegen Bildschirmbotschaften werden, bleiben Schrift und Bild zwar erhalten, doch das Medium und die Lesekultur sind verschieden.
So ist das also. Ich kann mich gar nicht erinnern, vor dreißig Jahren Jogger mit tragbaren Schallplattenspielern gesehen zu haben. Oder Schulkinder mit 2.000 Stunden Musik in der Hosentasche. Aber vielleicht hat der ZEIT-Autor einfach besser aufgepaßt. Die massive 'Mobilisierung' des individuellen Musikgenusses als Beispiel ist also keine Errungenschaft der Digitalisierung? Last.fm ist also 'nur' der Nachfahre von Opas Dampfradio?
Ich finde diesen Artikel mal wieder typisch für die Sichtweise der hölzernen 'Qualitätsjournalisten' und ewiggestrigen 'Medienmacher'. Sie verwenden ihre ganze Kraft darauf, gegen etwas anzuschreiben, was kommen wird und nicht unter Bergen von Bleisatz begraben werden kann. Betreiben übelste Lobbyarbeit und finden in ahnungslosen Politikern ('Internetausdruckern') willfährige Gehilfen, die lieber mal eben die freiheitlich-demokratische Grundordnung opfern, als ihre Klientel zu enttäuschen.
Die Medien ändern sich und auch die Art, wie wir mit ihnen umgehen. Die Inhalte ändern sich abhängig von aktuell bedeutsamen Themen, Interessen der Rezipienten und Darstellungsmöglichkeiten. Es werden sich auch die Finanzierungsmodelle ändern müssen. Millionen von Abonnenten wird es im Internet nicht geben, dafür aber immer mehr oder weniger erlaubte Kopien. Und die bösen Suchmaschinen, die einfach so Inhalte auflisten, damit diese besser gefunden werden können. Wie böse doch 'das Internet' ist!
Ein 'Medien-Soli' oder eine Kulturflatrate bieten sich jedenfalls nicht als optimale Lösungskonzepte an.
Es gibt aber bereits funktionierende Konzepte, die eine Finanzierung sichern können. Leider sind sie nicht sonderlich spektakulär oder für politisches Kasperletheater geeignet, sondern funktionieren einfach. Besonders dann, wenn Anbieter dahinterstehen, die aus Nutzersicht wertige Dienstleistungen erbringen. Durch Hingabe der Anbieter und Nutzer gleichermaßen. Wie Wikipedia und manche Internet-Radiostationen.
Spendenbasierte Finanzierungsmodelle!
Eine radikal neue Sichtweise, die sich genauer zu betrachten lohnt. Oder?

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